Gründungszeit
Am 19. Juni 1907 fand in der Kellerhalle des Mitterwirts „behufs Gründung eines Obstbaumzuchtvereins“ eine sehr gut besuchte
Versammlung statt, in welcher Herr Regierungsrat Hattemer-Eggenfelden den Vorsitz führte und derselbe die Anwesenden mit
einer längeren Ansprache begrüßte. Der stattliche Obstbau-Konsulent, Herr Rebholz aus München, die erste Autorität auf dem
Gebiet des Obstbaus, hielt sodann einen äußerst interessanten und beifällig aufgenommenen Vortrag über den Nutzen und die
Bedeutung des Obstbaus. Ebenso sprach in anregender Weise Hochwürdiger Herr Expositus Stohhofer von Huldsessen über
Obstbau und Bienenzucht, welche beide Zweige immer zusammengehören. Es wurde hierauf die Gründung eines solchen
Vereins vollzogen; 49 Mitglieder erklären ihren Beitritt.
Zur Leitung des Vereins wurden folgende Herren gewählt:
1ter Vorstand: Kooperator Heinrich Hirschauer
2ter Vorstand: Betriebsleiter Otto Kastner
Kassier: Graf Wenzeslaus von Deym
Schriftführer: Lehrer Hans Grätzer
Ausschußmitglieder: Gerbermeister Michael Veicht, die Ökonomen Stapfner von Aicha und Sebastian Braun von Geiselsdorf.
Der Verein nannte sich „Obstbau- und Bienenzuchtverein Arnstorf“.
(aus „Rottaler Anzeiger“ vom 22. Juni 1907).
Am 15. August 1907 hielt der neugegründete Verein eine öffentliche Generalversammlung unter Leitung von Koop. Hirschauer ab.
Graf Wenzeslaus von Deym sprach über die Vorbedingungen zur Obstbaumzucht. Der Bez.-Baumwart hielt einen Vortrag über
den Nutzen der Obstbau- und Bienenzuchtvereine. Die Mitgliederzahl stieg auf 69; der Jahresbeitrag wurde auf 1 Mark festgelegt.
Vom 26. Mit 28. März 1908 wurde in Arnstorf ein Obstbaukurs durchgeführt, zu dem Bez.-Amtmann Hattemer und
Distriktsbaumtechniker Hertle erschienen waren. Kreiswanderlehrer und Kreisobstbaulehrer Grill aus Landshut hielt Vorträge und
gab praktische Vorführungen im Obstgarten östlich des Krankenhauses. Zu gleicher Zeit wird der vom Obstbauverein gepachtete
Obstgarten mit Bäumen bepflanzt und das Pflanzen der Bäume praktisch gezeigt. Grill empfahl für das hiesige Klima eine große
Anzahl von Obstsorten, die wegen ihrer besonderen Namen verdienen, festgehalten zu werden:
Apfelsorten: Bockenapfel, Roter Eiserapfel, Schöner von Boskop, Baumanns Renette, Landsberger Renette;
als Frühapfel: Charlomowsky, Danziger Kantapfel, Geflammter Cardinal;
als Straßen- und Weidebäume: Roter Trier’scher Weinapfel, Großer rheinischer Bohnapfel;
Birnen: Gute Graue, Kolomas Herbstbutterbirne, Gute Luise von Avranches, Pastorenbirne, Diels Butterbirne;
Kirschen: Bunte Herzkirsche, Hedelfinger, Riesenkirsche;
Weichsel: Schattenmorelle;
Zwetschgen: Hauszwetschge, Bühler Frühzwetschge;
Reneclauden: Blaue Damscene;
Weintrauben: Die Gutedel;
Spalier- und Zwergbäume: Charlamowsky, Manks Küchenapfel, Winter-Goldparamene, Baumanns Renette, Schöner von Boskop,
Ananas Renette,
Clapps Liebling, Gellerts Butterbirne, Gute Luise von Avanchres, Clairceans Butterbirne, Pastorenbirne, Thiels Butterbirne;
Aprikosen: Große Frühaprikose;
Pfirsiche: Die Königin der Obstgärten, Große Minion;
Für Häuserschutz an der Westseite: Schattenmorellen, Bühler Frühzwetschge.
Am 8. November 1908 veranstaltete der Bez.-Obstbauverein in Arnstorf anläßlich des Jahrmarktes „eine gutbeschickte
Lokalobstausstellung. Diese zeigt, daß es auch in unserer Gegend mit dem Obstbau vorwärts geht und daß bereits schon viele
edle Obstsorten gepflanzt sind.
In der Generalversammlung vom 18. April 1909 gedachte Wenzeslaus Graf von Deym als neugewählter Vorstand des früheren
Vorstandes Hirschauer, der aus gesundheitlichen Gründen abgedankt hatte. Betriebsleiter Kastner hielt einen Vortrag über
Bienenzucht und deren Krankheiten.
Im Jahr 1912 wurde Karl Gaishauser mit Hilfe des Bez.-Obstbauverbandes zu einem zweimonatigen Baumwärterkurs im Städt.
Hofgarten zu Landshut abgestellt. Der Obstbauverein Arnstorf hat damit eine dankenswerte, zeitgemäße Einrichtung getroffen.
In der Generalversammlung am 5. April 1914 beim Mitterwirt, wurde Karl Kiermeier zum Vorstand gewählt, da Wenzeslaus Graf
von Deym wegen seines Wegzugs aus Arnstorf als Vorstand zurücktrat. Weiter wurden gewählt: Zum Schriftführer: Lehrer Hans
Grätzer. Zum Kassier: Lehrer Josef Weiher. Zu Ausschußmitgliedern: Braun, Kopf, Niederleitner, Stapfner.
Am 30. März 1915 wurde an 72 Mitglieder je ein Obstbaum verlost.
Während der Kriegsjahre und in der Nachkriegszeit ist die Vereinstätigkeit der Gärtner und Imker geruhsamer geworden.
Mustergärten
Zu einer bäuerlichen Hofanlage gehört von jeher ein ausgedehnter Obstgarten und ein der Größe der bäuerlichen
Hausgemeinschaft entsprechender Gemüsegarten. Auch bei den Bürgerhäusern des Marktes Arnstorf waren in dem rückwärts
gelegenen Grundstück Obstbäume gepflanzt und ein kleines Wurzgärtl bereicherte die bürgerliche Küche.
Der Schloßgärtner Franz Kanzlsperger hatte im Jahr 1903 einen Teil des Obstgartens von der Baumgartner’schen
Weißbierbrauerei um 1.000 Mark erworben (heute: Marktplatz Hs.Nr. 5). Kanzlsperger gestaltete aus dem Obstgarten einen
Gemüsegarten, um eine „Handelsgärtnerei“ einzurichten. In den Gemeinden bestand ein zunehmendes Interesse für die
Bepflanzung von Ödungen mit Obstbäumen. Deshalb gab das Staatsministerium des Inneren 1903 Empfehlungen über die
behandelnden Obstsorten, über Pflanzung und Düngung der Bäume und Pflege des Bodens. Mit der Gründung des Obst- und
Gartenbauvereins in Arnstorf entstanden im Marktbereich größere Obstbaumanlagen. Schon bei der 1. Generalversammlung am
15. August 1907 stellte Reichsrat Graf von Deym ein Grundstück mit 2 Tagwerk zur Anlegung eines Mustergartens zur Verfügung.
Der jährliche Pachtschilling betrug 48 Mark. Im Oktober desselben Jahres wurde der Mustergarten angelegt. Im kommenden
Frühjahr wurden 108 Obstbäume angepflanzt. An Arbeitslöhnen und sonstigen Kosten entstanden für den Verein 135,76 DM
Ausgaben. Da die Einnahmen im 1. Vereinsjahr noch sehr gering waren, stellte der 2. Vorstand Kastner ein Darlehen von 205
Mark bereit, das bereits im nächsten Jahr zurückbezahlt werden konnte.
Beim Arnstorfer Volksfest 1913 wurden Früchte aus den Obst- und Gemüsegärten ausgestellt und prämiert. Folgende Preis
wurden vergeben:
Für Obstbau: 1. Preis, je 3 Mark mit DiplomZimmermann Franz Huber, Bauverständiger Karl Kiermeier, Lehrer Johann Grätzer,
Kaufmann Karl Zinkl; sämtliche von Arnstorf ;
für Gartenbau:1. Preis mit Diplom und 6 Mark:Schloßgärtner Julius Niederleitner, Arnstorf;2. Preis mit Diplom und 4
Mark:Distriktskrankenhaus Arnstorf, Mineralwerke Pfirsing;
für Blumen und Ziergewächse:Preis mit Diplom: Schloßgärtner Julius Niederleitner, Arnstorf.
Am 10. Mai 1914 fand durch den Bez.-Amtmann Weiß eine Blütenschau im Musterobstgarten statt. Gleichzeitig wurde eine neue
Obstbaumschule mit 600 Obstbäumen angelegt. Aus dem Obstgarten wurden alljährlich Zwetschgen und Äpfel verkauft. Letzterer
Obstverkauf erfolgte 1932; in diesem Jahr wurde auch der letzte Pachtbetrag geleistet. Es ist anzunehmen, daß in diesem Jahr
das Pachtverhältnis gelöst wurde. Im Jahr 1908 legte der Rotgerbermeister Michael Veicht auf seiner Wiese jenseits der
Kollbachbrücke einen Obstgarten an. Beim neuerbauten Distriktskrankenhaus an der Schönauer Straße, umgeben von einem
kleinen Ziergärtchen, befindet sich ein schon angelegter Gemüse- und Obstgarten. Auch Graf von Deym ließ einen
Musterobstgarten erstellen. Die Betriebsleitung des Arnstorfer Bahnhofs errichtete in der Nähe des Bahnhofs einen kleinen Obst-
und Gemüsegarten.
Am 30. November 1982 wurde ein Antrag zur Erstellung eines Schulgartens bei der Grundschule eingereicht. Durch den Bau der
neuen Turnhalle verzögert, konnte dann endlich am 20. Oktober 1986 im Zuge der Neuanlage der Grünflächen mit der Anlage
des Schulgartens begonnen werden. Zusätzlich wurden entlang des Zauns zur Schönauerstraße Sträucher gepflanzt und mit
Namenstafeln versehen.
Ausbildung der Gärtner
Der Landesökonomierat und Stadtgartendirektor Grill aus Landshut erwarb sich besondere Verdienste um die Ausbildung im
Obstbau. Er führte 1908 in Landshut einen Obstbaulehrkurs durch. Zu diesem 3wöchigen Lehrgang waren Verwaltungsbeamte,
Geistliche und Lehrer einberufen. Der Lehrstoff umfaßte Arten der obsttragenden Gehölze, ihre Ernährung, Vermehrung,
Auswahl, Pflege, Umpfropfen, Schädlingsbekämpfung, Ernte und Aufbewahrung des Obstes. In den Vereinsversammlungen
wurde die Schulung durch Vorträge erreicht. Im Gründungsjahr hielten Vorträge: Klarhauser von Haunersdorf über
Obstbaumzucht und Kastner über Bienenzucht. Der erste Baumwart war Karl Gaishauser. Dann übernahm Xaver Geishauser von
Gartenöd diese Aufgabe bis 1926. Im Jahr 1911 beteiligte er sich an einem Baumwärterkurs. Der Verein leistete einen Zuschuß
von 53 Mark. Geishauser war bei der Anlegung und Pflege der Mustergärten maßgebend beteiligt. Wegen seiner Verdienste um
den Obstbau und seiner Erfolge bei der Züchtung von guten Apfel- und Birnensorten wurde ihm beim landw. Volksfest in Arnstorf
1934 eine Ehrenurkunde überreicht.
Geishausers Nachfolger Otto März zählt zu den verdienstvollsten Männern des Obst- und Gartenbauvereins. 1930 besuchte er
einen 4wöchigen Lehrgang für Baumwarte in Weihenstephan, den er aus eigener Tasche finanzierte. Er bekleidete das Amt des
Kassiers und erfüllte die Aufgabe des Baumwarts in ausgezeichneter Weise 45 Jahre, von 1934 bis 1979.
Von 1982 bis 1990 übernahm Johann Schmidhuber das Amt des Baumwarts.
Seit 1993 ist Anton Mitterbauer jun. Baumwart des Vereins, der auf seine Kosten bereits mehrere Kurse in Deutenkofen besucht
hat.
Trennung des Obst- und Bienenzuchtvereins
Wie lange die Gärtner und Imker ihrem gemeinsamen Verein angehörten, läßt sich nicht genau feststellen. In dem Kassenbuch
von der Gründungszeit an erscheinen von den Imkern weder Einnahmen noch Ausgaben. Die Vereinsbeiträge sind nicht
aufgeschlüsselt nach Beiträgen der Gärtner und Imker. Vermutlich fand die Trennung Anfang der Dreißiger Jahre statt. Der
Aufgabenbereich wurde immer größer und unterschiedlicher, die Ausbildung für jede Gruppe eingehender und spezieller.
Vorstände
1907 – 1909 Kooperator Hirschauer
1909 – 1914 Wenzeslaus Graf von Deym
1914 – 1934 Karl Kiermeier
1934 – 1940 Josef Schneider
1940 – 1949 Alois Obermeier
1949 – 1964 Joseph Graf von Deym
1964 – 1974 Hans Rieß
1974 – 1975 Josef Heiß
1975 – 1985 Rudolf Bauer
1985 – 1992 Helmut Peter
1993 – 1994 Georg Stadler
seit 1994 Xaver Pongratz
Mitglieder
Jahr:
Anzahl:
Jahresbeitrag:
1907
69
1 Mark
1930
108
2 Mark
1946
75
2 Mark
1965
100
3 Mark
1975
180
5 Mark
1980
181
7 Mark
1996
408
10 Mark
2000
430
15 Mark
2011
453
7 Euro
Einnahmen
Sie setzen sich größtenteils zusammen aus Mitgliedsbeiträgen und Zuschüssen, früher aus dem Verkauf von Obsterträgen aus
dem vereinseigenen Garten.
Im Jahr 1911 wurden 33 ½ Pfund Zwetschgen a 20 Pfennig verkauft. In den folgenden Jahren steigerte sich die Verkaufsmenge:
1912: 176 Pfund Zwetschgen, 530 Pfund Äpfel
1913: 197 Pfund Zwetschgen, 75 Pfund Äpfel
Der Erlös in diesen Obstsorten betrug im Inflationsjahr 1923 15.420 Mark; 1932: Zwetschgenernte 411 Pfund a 8 Pfennig.
Zuschüsse gab es jährlich vom Bez.-Verband von 1908 bis 1933 in Höhe zwischen 40 und 60 Mark. Auch der Staat bezuschußte
Gemeinden, Genossenschaften und Vereine für Obstbaumpflanzungen , Anschaffung von Obstbaumspritzen und Geräten von
Obstverwertung und zur Bekämpfung der Pflanzenschädlinge. Zuschüsse wurden auch gewährt für größere nach einem
einheitlichen Plan angelegte Obstbaumpflanzungen, wenn mindestens 100 Obstbäume zur Anpflanzung gelangen und zugleich
für eine sorgsame Pflege und Instandhaltung der Bäume Sorge getragen war. Der Arnstorfer Verein erhielt im Jahr 1908 an
Zuschuß 173,80 Mark. Im Jahr 1937 bekam der Vorstand Josef Schneider vom Reichsnährstand eine Zuwendung für die
Neupflanzung von 338 Bäumen, a 30 Pfennig = 101,40 Mark. Spenden gingen an den Verein 1964 durch eine Haussammlung
zum Ankauf einer Rückenspritze in Höhe von 475 Mark. 1974 spendeten der Landrat und der Markt je 50 Mark und der
Landtagsabg. Winklhofer 100 Mark zur Beschaffung einer Gartenspritze. Die Ausgaben setzen sich zusammen aus den Beiträgen
an den Landesverband, für Beschaffung von Geräten, früher dem Pachtschilling und dem Erwerb von Baumsetzlingen aus den
Baumschulen: Effeltrich (Franken), Weihenstephan, Buchner von Heiligenberg, Bötsch von Pfarrkirchen, Niederhuber von
Zwilling, Niederleitner von Arnstorf.
Das Vereinsvermögen im Jahr 1935 bestand aus einer Rückenspritze, zwei Karrenspritzen, zwei Dosenverschlußmaschinen,
neun Dosenöffern, 100 Obstkosten.
Heute besitzt der Verein 2 Motorspritzen, einen Häcksler, einen Vertikutierer, eine Heckenschere und ein Düngelanze. Die
Einnahmen des Vereins heute bestehen im wesentlichen aus dem Mitgliedsbeitrag und aus dem Erlös der Versteigerung bei der
Frühjahrsversammlung.
Jubiläen
75-jähriges Jubiläum:
Am 9. Und 10. Oktober 1982 feierte der Verein zusammen mit den Imkern das 75-jährige Jubiläum. Dieses wurde mit einem
Informationsstand, einer Ausstellung, dem Festabend, Kirchenzug, Festgottesdienst und Verlosung ausgiebig gefeiert.
100-jähriges Jubiläum
2007 feierte der Obst- und Gartenbauverein Arnstorf e.V. sein 100-jähriges Jubiläum und zwar am ? mit einem Ehrenabend mit
seinen Mitgliedern und am ? mit einem Auszug der Vereine, Feldgottesdienst und anschließender Feier im Festzelt. Am ? schloss
das Feierjahr mit der Vorstellung des Obstlehrgartens und einer großen Obstausstellung im Vereinhaus St. Georg.